Neulich kam ein Dupuytrenpatient in die Sprechstunde mit einem ganz neuen Problem: ihm waren die Finger eingeschlafen. Es stellte sich heraus, dass er möglicherweise ein Karpaltunnelsyndrom hat. Ist da ein Zusammenhang zwischen Morbus Dupuytren und diesem CTS?
Die Veränderungen beim Dupuytren betreffen die Faserplatte in der Innenhand. Darunter liegen Gewebe wie die Beugesehnen mit daran anhängenden Muskeln, Blutgefäße und Nerven sowie weitere Bindegewebe, die nicht betroffen sind.
Die Bedeckung des Karpaltunnels ist eine straffe, gurtartige Struktur. Sie sorgt dafür, dass bei einer gleichzeitigen Beugung von Handgelenk und Fingern die Beugesehnen im Bereich des Handgelenkes nicht unter die Haut rutschen können. Sie verlaufen hier durch den Karpaltunnel. Der Gurt ist zwischen den beiden Enden der knöchernen Halbrinne aufgespannt, die etwa zwei Drittel dieses Kanals bilden. Man kann sich gut vorstellen, dass es bei Schwellungen zu Problemen kommt, denn dieser Raum lässt sich nicht dehnen. Es gibt keine elastischen Elemente, alles ist straff. Wenn also die Strukturen, die durch diesen Engpass hindurch verlaufen, an Umfang zunehmen, also dicker werden, kommt es notwendigerweise zu einer Drucksteigerung. Leidtragender ist dann immer der schwächste in dieser Kette, nämlich der Mittelnerv. Als Patient merkt man das daran, dass Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger das normale Gefühl verlieren. Der kleine Finger und auch ein Teil vom Ringfinger sind davon übrigens nicht betroffen, sie haben einen eigenen Nerven der an einer anderen Stelle verläuft. Das Karpaltunnelsyndrom zeigt sich im Frühstadium besonders oft in der Nacht. Im Schlaf nehmen wir gern eine Ruhestellung ein, bei der die Hand im Handgelenk gebeugt wird. Zusätzlich zu der Druckwirkung innerhalb des Karpaltunnels wird der Mittelnerv durch die Beugestellung weiter eingeengt. Nach einiger Zeit wird der Patient wach, seine Hand ist eingeschlafen und kribbelt unangenehm. Die Einengung verhindert die normale Durchblutung des Nerven, deswegen kommt es zu solchen Missempfindungen. Ähnliches passiert bei einer Überstreckung nach hinten, zum Beispiel beim Fahrradfahren, wenn man sich entsprechend am Lenker festhält. Und in der Schwangerschaft, wenn die Frauen starke körperliche Veränderungen durchmachen, sind diese Beschwerden auch nicht selten zu beobachten. Hier kann man allerdings davon ausgehen, dass sie nach der Entbindung auch von allein wieder verschwinden.
Unser Dupuytrenpatient wurde von mir zum Neurologen geschickt. Durch spezielle Untersuchungen kann dort festgestellt werden, ob ein Nervenschaden besteht, der nur noch durch eine Operation gebessert werden kann. Dabei muss man nur das Karpaldach spalten und sofort ist mehr Raum zur Verfügung. Wenn man danach die Hand einige Wochen schont, ist alles verheilt und die Stabilität ausreichend wiederhergestellt. Der Nerv braucht oft allerdings länger, um sich wieder vollständig zu normalisieren. Wenn man die Beschwerden allerdings ignoriert und der Nerv stark geschädigt ist, kann es auch sein, dass eine völlige Erholung nicht mehr möglich ist.