Neben dem Karpaltunnelsyndrom gibt es eine weitere häufige handchirurgische Erkrankung, bei der man immer wieder einen Zusammenhang mit dem M. Dupuytren vermutet: der schnellende Finger.
Wieder geht es um ein Engpasssyndrom, diesmal sind allerdings Beugesehnen betroffen, nicht ein Nerv. Damit ein Finger normal bewegt werden kann, müssen seine Sehnen widerstandslos gleiten können. Das geht bei den Strecksehnen meistens problemlos. Die Beugesehnen verlaufen allerdings in einem ziemlich engen Kanal. Das ist wichtig, weil sie sich sonst vom Fingerknochen lösen würden, wenn man zugreift und dabei die Finger beugt. Die Sehnen kommen in relativ gerader Fortsetzung aus dem Unterarm durch den Karpaltunnel in die Hand und ändern bei Beugung des Fingers drastisch ihre Richtung, nämlich dort, wo der Finger beginnt. Hier fängt der Beugesehnengleitkanal, der aus einer Reihe von Ringbändern besteht, an und gleich das erste ist das größte Hindernis.
Hier müssen die Sehnen ihre Verlaufsrichtung erheblich ändern, und das auch noch unter starkem Zug. Mechanisch gesehen wäre eine Umlenkrolle sinnvoll, um Reibungsschäden zu vermeiden, aber die Natur hat hier stattdessen ein ziemlich scharfkantiges Band vorgesehen.
Besonders bei monotonen und häufig gerade bei ungewohnten Belastungen entstehen Schäden an den Sehnen und Bändern. Die Patienten kommen oft im Frühjahr und Herbst, wenn Hobbygärtner ein Wochenende lang kaum etwas anders tun, als mit der Gartenschere zu arbeiten. Nach einiger Zeit bilden die Beugesehen knotige Verdickungen und gleiten nun nicht mehr ohne weiteres durch das Ringband hindurch. Sowohl beim Beugen wie auch beim Strecken müssen Widerstände überwunden werden, bevor die Bewegung des Fingers möglich ist. Während nicht beteiligte Finger sich harmonisch bewegen, zögert der betroffene Finger, bevor er mit einem schmerzhaften Ruck den anderen hinterhereilt, daher der Begriff „Schnellender Finger“.
Man kennt verschiedene Behandlungsformen, muss auch nicht immer operieren, aber manchmal eben doch. Und das Operationsprinzip erinnert an die Bandspaltung beim Karpaltunnelsyndrom: das erste Ringband wird genauso durchtrennt, so dass die verdickten Beugesehnen wieder besser gleiten können.
Das Besondere ist, dass dieser Eingriff in unmittelbarer Nachbarschaft zur Faserplatte stattfindet und das ist nicht ganz unbedenklich. Immer wieder tauchen in der medizinischen Literatur Berichte über Patienten auf, die gesunde Hände hatten und bei denen erst nach der Operation eines schnellenden Fingers eine Dupuytrenkontraktur entstand. Man vermutet, dass entzündliche Reaktionen infolge der Ringbanderkrankung, aber auch als Folge der Heilungsvorgänge nach der Operation, zu einer Verschlimmerung der Dupuytrenerkrankung beitragen könnten.